Dienstag, 3. Mai 2016


Kolonialisten - im Ernst? (Ver. 2)

Das Narrativ der Palästinenser möchte es so darstellen als seien wir Juden nach der Zerstörung des zweiten Tempels (dessen Existenz sie in Frage stellen) um 70 n. Chr. durch die Römer aus dem Land vertrieben worden. Rund 1.800 Jahre später erinnerten wir uns dann an diese Geschichte und kamen auf die Idee ausgerechnet an diesem Ort eine Autonomie zu gründen. Und so kam 1882 die erste Einwanderungswelle aus Osteuropa. Doch was war davor? Nur rechtschaffende, bodenständige Palästinenser die nicht ahnten daß ihnen eine Zionistische Invasion bevorsteht? Schon in meinen Kindertagen erzählte mir meine Mutter daß trotz der Tempelzerstörungskatastrophe, nicht viele, aber doch ständig Juden in vier Städten im Land gelebt haben. Dies wurde im Zeitforum von einem Mitforisten "vom Tisch gewischt" woraufhin ich mich hilfesuchend an die Wikipedia wandte. Das Ergebnis:
Abraham verläßt das Land wegen einer Dürreperiode, kehrt aber zurück. Joseph verläßt das Land unfreiwillig, holt dann 70 Familienangehörige nach, aus denen nach 400 Jahren etwa 4,2 Millionen Menschen werden, die mit Moses ins Land zurückkehren.
Der Auszug aus Ägypten könnte im April 1335 v. Chr. gewesen sein, weil kurz vorher eine Sonnenfinsternis stattfand, was sich mit der einen von den 10 Plagen decken würde. Ankunft in Jericho wäre dann im Jahre 1295 v. Chr.
Rund 285 Jahre später, also 1010 v. Chr. soll König David sein Königreich mit Hauptstadt Jerusalem gegründet haben. Handfeste Beweise für all dies gibt es allerdings meines Wissens nicht.
Was natürlich nicht heißen soll daß es gar keine Beweise gibt. Der älteste konkrete Beweis für eine jüdische Präsenz im Lande findet sich in einem Tunnel in Jerusalem. Es ist der Hiskija-Tunnel mit einer Inschrift auf Alt-Hebräisch der den Namen des Initiators trägt. Dem amerikanischen Archäologen Edwin R. Thiele zufolge, der judäische König mit ebendiesem Namen, der dem Alten Testament zufolge etwa um 700 v. Chr. herrschte.
Aus derselben Zeit wurden Hebräische Siegel in Lachish gefunden. Sie verweisen auf einen jüdischen König von Hebron. Die Stadt war im Altertum ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum, strategisch günstig gelegen mit dem Toten Meer im Osten, Jerusalem im Norden, Negev und Ägypten im Süden und die Küstenebene im Westen.
Aus der Zeit vor der Zerstörung des ersten Tempels (586 v. Chr.) finden sich auf dem Hügel gegenüber der Jerusalemer Altstadt, Gräber von Priestern des Tempels mit entsprechenden Inschriften. Auch eine Gruft mit einer Inschrift derzufolge dort ein Priester bestattet ist, der nach Babylon verschleppt wurde und dessen Leichnam hierher gebracht wurde um ihn an dieser Stelle zu beerdigen. Die Zerstörung des ersten Tempels und der Verschleppung der jüdischen Intelligensia durch die Perser bedeutete nach 424 Jahren das Aus für das jüdische Königreich. Um 379 v. Chr. erlaubte der persische Herrscher den Nachfahren die Rückkehr – 42.000 Juden sollen davon Gebrauch gemacht haben.
Abgesehen vom Tempelberg mangelt es in Jerusalem nicht an Ausgrabungen, so auch im ganzen Land und es ist kein Problem eine jüdische Präsenz bis zur Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. nachzuweisen. Und danach? Verschwanden wir Juden wirklich für 1.812 Jahre, bis zur ersten Einwanderungswelle 1882 ganz aus dem Land?

In Safed und Tiberias, beide in Galiläa und etwa 160 Km von Jerusalem entfernt, fanden die jüdischen Gelehrten nach der Zerstörung des zweiten Tempels Zuflucht. Die 35 Km. voneinander liegenden Städte entwickelten sich zu den wichtigsten Zentren jüdischen Lernens im Land. Daher finden sich auch kontinuierlich Belege für eine jüdische Präsenz in beiden Städten.
Safed findet schon im Jahr der Tempelzerstörung in den Berichten des jüdischen Historikers in römischen Diensten, Josephus, Erwähnung.
Im Jerusalemer Talmud aus dem 4 – 5ten Jhdt. n.Chr. wird die Stadt nochmals erwähnt.
Obwohl erst im Jahre 20 n. Chr. gegründet, wurde Tiberias nach der Vertreibung aller Juden aus Jerusalem um 135 n.Chr., in Folge des jüdischen Bar-Kochbah Aufstandes, mit dem benachbarten Sepphoris zu einem jüdisch-kulturellen Zentrum. Beide Städte konnten sich in ihrer Bedeutung für die jüdische Welt mit Babylon, Alexandria, Aleppo und dem Perserreich messen. Der Sanhedrin, der höchste jüdische Gerichtshof, kam im Jahre 150 n. Chr. in die Stadt. 13 Synagogen gab es hier im 2ten Jhdt..

Nachdem im Jahre 638 n. Chr., nach der Eroberung durch das islamische Kalifat, Juden wieder in Jerusalem wohnen durften, darunter auch 70 Familien aus Tiberias, begann etwa um 1000 n.Chr. eine Blütezeit die aber 1099 abrupt endete, als die Stadt durch die Kreuzritter erobert wurde und alle Nicht-Christen ermordet oder vertrieben wurden. Und wieder erlaubt ein muslimischer Eroberer, diesmal Sultan Saladin um 1187 den Juden nach Jerusalem zurückzukehren.
Auch in Hebron wurde zu Beginn der islamischen Ära (um 638 n. Chr.) den Juden erlaubt wieder in der Stadt zu wohnen und auch eine Synagoge dort zu errichten.
Geniza Dokumente aus dem 9ten Jhdt. n.Chr. Beschreiben eine Synagoge, neben dem Grab der Patri- und der Matriarchen mit einer organisierten jüdischen Gemeinde die sich um die Versorgung von jüdischen Pilgern und Kaufleuten kümmerte.
Geniza ist eine Sammlung von etwa 300.000 Dokumenten aller Art die in einer Synagoge in der Kairoer Altstadt gefunden wurden. Die ältesten sind aus dem Jahre 870 n. Chr bis zum 19 Jhdt. Dazu muss man wissen daß Schriftstücke auf denen der Name des Herrn geschrieben steht nicht vernichtet, sondern begraben werden. In diesem Fall wurden sie in eine halbverborgene Nische in einer Synagoge abgelegt, die sich langsam auffüllte bis ihr historischer Wert gegen Ende des 19 Jhdt. erkannt und die Dokumente zur Auswertung nach England gebracht wurden.
Laut Anton Kisa, einem deutschen Kunsthistoriker des späten 19 Jhdt.(Das Glas im Altertum), gründeten Juden aus Hebron schon im 9ten Jhdt. n.Chr. die bis heute dort ansässige Glasindustrie.

Das 8te Jhdt. n.Chr. war das goldene Zeitalter von Tiberias, sie galt als eine der tolerantesten, multikulturellen Städte im westlichen Asien. Vom 8ten bis zum 10ten Jhdt. war die Stadt ein Zentrum jüdischer Gelehrter. Bis zum 10 Jhdt. war dies die größte jüdische Stadt in Galiläa und ein wichtiges jüdisches Zentrum mit landesweiter Bedeutung. Zu Beginn des 12ten Jhdt. zählte die jüdische Gemeinde in Tiberias 50 Familien.
Ein französischer Rabbiner der Safed um 1210 besuchte berichtete von einer jüdischen Gemeinde mit etwa 50 Mitgliedern. Infolge seiner Berichte kamen 300 englische und französische Juden in das Land um sich dort anzusiedeln.
Rabbi Yechiel kommt 1258 von Paris ins Land und gründet eine Yeshiva in Akko. Auch der Ramban kommt aus Ägypten nach Akko.

1492 fand die spanische Inquisition statt. Sie brachte viele sephardische Juden in die ottomanischen Provinzen und so auch einen langsamen Zustrom in das Land.
1481 fand der jüdisch italienische Reisende Meshulam von Volterra 20 jüdische Familien in Hebron. Einige Kabbalisten/jüd. Mystiker ließen sich in der Stadt nieder. Um 1540 gründete Malkiel Ashkenazi, ein Rabbiner aus Saloniki, der sich mit Kabbala/Mystik befasste, eine Synagoge. Zu dieser Zeit lebten 8-10 jüdische Familien in der Stadt. 1659 gründete ein Abraham Pereyra aus Amsterdam in Hebron eine Yeshiva/Betschule die viele Schüler anzog.

1558 erhielt eine portugiesisch stämmige Marrano, Donna Gracia, die Gewähr zur Steuereintreibung in Tiberias und ihrer Umgebung durch Sultan Süleyman den Prächtigen. Sie erhielt die Genehmigung eine jüdische Autonomie einzurichten da sie die Stadt zu einer jüdischen Fluchtburg ausbauen wollte. 1561 wurde ihr Neffe, Josef Nasi, Fürst von Tiberias und lud Juden ein dorthin zu kommen. Mit einem Dekret des Sultans wurden die Stadtmauern erneuert und der Grundstein für die lokale Seidenherstellung gelegt indem Maulbeerbäume gepflanzt wurden und Fachleute vor Ort gebracht wurden.
Viele Rabbiner kamen mit ihren Gemeinden nach Safed. 1525-6 hatte die Stadt 232 jüdische Haushalte. Um 1553-4 waren es bereits 716 und 56 jüdische Junggesellen. Einer Aufstellung von 1584 zufolge gab es in der Stadt 32 Synagogen. Zu der Zeit war die Stadt ein Zentrum des jüdischen Mystizismus. Um 1625 schreibt Franciscus Quaresmius, ein italienischer Orientalist, daß die Stadt vornehmlich von Juden bewohnt war, die Synagogen und ihre eigenen Schulen unterhielten.
1660 wurden Safed und Tiberias von Drusen zerstört. Die Juden von Tiberias verließen daraufhin die Stadt. Zahir al-Umar (1720 – 42), Scheich und autonomer Herrscher in Nord-Palästina lud Juden ein sich wieder in der Stadt anzusiedeln. So auch den Rabbiner Chaim Abulafia aus Smyrna um die jüdische Gemeinde der Stadt wiederaufzubauen. 1780 siedelten polnische Juden in Tiberias. Als die Stadt 1837 von einem starken Erdbeben getroffen wurde starben 500 Juden. Fünf Jahre später hatte die Stadt bereits 3.900 Einwohner, ein Drittel davon Juden. 1850 gab es in Tiberias 3 sephardische Synagogen für 80 Familien und 100 aschkenasische (polnische und russische) Familien. 1901 hatte die Stadt 3.600 Einwohner, davon 2.000 Juden. 1912 waren es 6.500 Einwohner, davon 4.500 Juden.
Um 1776 und um 1781 kamen russische Juden nach Safed. 1809 und 1810 kamen litauische Juden in die Stadt.

Um 1700 wandert der Hassidische Rabbi Yehuda mit einer 1000 Köpfigen Gefolgschaft aus Polen ein. Sie siedeln sich in Jerusalem an.1836 erlaubte Ibrahim Pasha, der Gouverneur von Ägypten den Wiederaufbau von vier Synagogen in Jerusalem. 1845 erarbeitete der preussische Konsul in Jerusalem eine Aufstellung der Einwohner. Ihr zufolge hatte die Stadt 16.410 Einwohner, davon 7.120 Juden, 5.000 Moslems, 3.390 Christen, 800 türkische Soldaten und 100 Europäer.
1850 bestand die jüdische Bevölkerung Hebrons aus 45-60 Sephardischen Familien und 50 Ashkenasischen Familien aus Polen und Russland die 1823 eingewandert waren.
 
https://en.wikipedia.org/wiki/Cairo_Geniza
https://en.wikipedia.org/wiki/Jerusalem#Overview_of_Jerusalem.27s_historical_periods
https://de.wikipedia.org/wiki/Hiskija-Tunnel
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Safed
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Tiberias